Hobby-Journalisten hinken Profis im Schnitt um 2,5 Stunden hinterher
Die zunehmende Beliebtheit von Weblogs hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung und Verbreitung von Nachrichtenmeldungen im Internet. Wie ein Forscherteam des Instituts für Computerwissenschaft der Cornell University http://www.cornell.edu in New York nun per aufwendiger Algorithmusanalyse herausgefunden hat, haben sich die von Hobby-Journalisten verfassten Beiträge inzwischen einen fixen Platz im Nachrichtengenerierungsprozess eingenommen Im Gegensatz zu vielerorts verbreiteten Meinung sind sie ihren traditionellen Pendants, die von professionellen Journalisten verfasst werden, allerdings in puncto Aktualität keinesfalls überlegen. So bestätigt eine Analyse der Nachrichtenartikel und -kommentare während der letzten drei Monate des US-Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 2008, dass Blogs den Kollegen von traditionellen Medienhäusern im Schnitt um 2,5 Stunden nachhinken. "Im professionellen Journalismus werden Informationen zunächst gesammelt …
und anschließend auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Wird zum Beispiel in einer Meldung ein eher einseitiges Bild der Geschehnisse geschildert, muss auf alle Fälle auch die Gegenseite befragt werden. Dies stellt sicher, dass sich die Leser auf die Fakten der Berichterstattung verlassen können", erklärt Eva Werner, stellvertretende Pressesprecherin des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) http://www.djv.de. Erst wenn diese Kriterien erfüllt seien, werde aus einer Information eine Nachricht. Bei Weblogs könne man sich auf die Faktenprüfung hingegen häufig nicht verlassen. Dass der traditionelle Journalismus seinem Hobby-Pendant im Internet in puncto Schnelligkeit voraus sein soll, ist für Werner wenig überraschend: "Es ist die Aufgabe eines professionellen Journalisten ständig auf dem Laufenden zu sein, um so schnell wie möglich über aktuelle Ereignisse berichten zu können. Im Zweifelsfall ist eine gute Recherche aber sicher dem Schnelligkeitsaspekt vorzuziehen."
Den Ergebnissen der Cornell-Forscher zufolge, die für ihre Untersuchung 1,6 Mio. Mainstream-Nachrichtenseiten und Blogs im Web analysiert haben, ist die Blogosphäre traditionellen Medienhäusern in Bezug auf die Aktualität ihrer Meldungen zwar unterlegen. Dies gilt aber nur für die durchschnittlichen Vergleichswerte. Einzelne Blogseiten wie "Talking Points Memo" oder "TMZ" haben mittlerweile bereits des Öfteren bewiesen, dass sie in dieser Hinsicht gegenüber ihren professionellen Pendants die Nase vorne haben können. Letztgenanntes Angebot hatte erst kürzlich für Aufsehen gesorgt, indem man als erster über den Tod von Michael Jackson berichtete. Sechs Minuten, bevor der "King of Pop" offiziell für tot erklärt wurde, hatte TMZ die Todesmeldung bereits online gestellt. Erst Minuten später folgte dann die "Los Angeles Times" und die internationalen Nachrichtenagenturen. Die TV-Sender ließen sich mit einer Bestätigung der Meldung noch bis zu einer Stunde Zeit.
Studie "Meme-tracking and the Dynamics of the News Cycle" (pdf-Download): http://www.cs.cornell.edu/home/kleinber/kdd09-quotes.pdf
New York (pte/13.07.2009/12:00)