Umfrage 43% der Onlinehändler sehen hohe Einbußen durch geltendes Widerrufsrecht
Nach Einschätzung von 43 Prozent der Internethändler verursacht das deutsche Widerrufsrecht „hohe“ oder „sehr hohe“ Kosten. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Trusted Shops, Europas wichtigstem Aussteller von Gütesiegeln für Onlineshops. Durchschnittlich 24 Prozent der Widerrufe halten die befragten Händler sogar für missbräuchlich.
Insgesamt 588 Shopbetreiber beteiligten sich an der Umfrage über „betriebswirtschaftliche Auswirkungen und Missbrauch des fernabsatzrechtlichen Widerrufsrechts“. Die vollständigen Ergebnisse stehen zum freien Download bereit.
Das deutsche Widerrufsrecht sieht vor, dass ein Verbraucher meist innerhalb von 14 Tagen von einem Kaufvertrag zurücktreten darf. Dazu genügt es, die Ware ohne Angaben von Gründen zurückzusenden. Bei einem Warenwert von über 40 Euro muss der Verkäufer die Versandkosten tragen.
Rücksendung kommt Shops teuer zu stehen
Die hohen Rücksendekosten belasten Händler vor allem bei kleineren Bestellungen zwischen 40 und 100 Euro erheblich. Bei den Befragungsteilnehmern fielen 32 Prozent der Onlinekäufe in diesen problematischen Preisbereich. Im Extremfall – wenn ein Verbraucher einen Artikel für 41 Euro unfrei zurücksendet – machen die Versandkosten rund 30 Prozent des Warenwertes aus.
Die direkten Umsatzverluste durch Widerrufe betrugen durchschnittlich 4,36 Prozent vom Gesamtumsatz des Shops, wobei die Bekleidungsbranche besonders betroffen war. Dem stehen aber auch positive Effekte gegenüber, da das Widerrufsrecht zur Vertrauensbildung beim Onlinekauf beiträgt. Diese Vorteile werden von drei Vierteln der Shopbetreiber kaum wahrgenommen.
Missbrauchsverdacht lässt sich schwer erhärten
80 Prozent aller befragten Händler hatten schon einmal Probleme mit einer Warenrücksendung. Besonders häufig war die Originalverpackung beschädigt, der Artikel bereits benutzt oder beschädigt. Diese negativen Erfahrungen mögen ein Grund dafür sein, dass die Händler ein Viertel aller Widerrufe als missbräuchlich einstufen. Nach Einschätzung von Trusted Shops liegt aber meist kein Missbrauch im rechtlichen Sinne vor – oder der Missbrauch ist nicht nachweisbar.
Um wirtschaftliche Schäden zu minimieren, schließen 39 Prozent der Händler auffällige Kunden mit häufigen Retouren von künftigen Bestellungen aus. Mit 56 Prozent wichtigste Forderung der Shopbetreiber ist, der Gesetzgeber solle unfreie Rücksendungen generell verbieten (pressebox, Köln, 08.08.2007).