Facebook und Co lassen Bilder auf Servern liegen
Cambridge (pte/23.05.2009/13:40) – Social Networks schützen die persönlichen Daten ihrer Nutzer bislang nur mangelhaft. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Cambridge University in einer Untersuchung. Darin wird an mehreren namhaften Netzwerken wie Facebook oder MySpace bemängelt, dass hochgeladene private Fotos auch nach ihrer Entfernung durch die User weiterhin auffindbar sind. Obwohl die Bilder durch die Nutzer gelöscht werden, bleiben sie auf den Servern der Portale liegen. Privatsphäre werde vonseiten der Betreiber eher als formale Zugabe denn als grundlegende Bedingung betrachtet. Dabei verstoßen die Anbieter gegen geltendes EU-Recht.
„Die größte Datenschutzgefahr im Web …
geht nach wie vor von den bereitwillig zur Verfügung gestellten Informationen der User selbst aus“, meint Marit Hansen, stellvertretende Leiterin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) http://www.datenschutzzentrum.de. Sich von Fotos nach deren Veröffentlichung endgültig zu entledigen und sie aus dem Datenmüllberg des Web 2.0 zu entfernen, ist offenbar noch schwieriger als bislang angenommen. So hat das Forscherteam aus Cambridge herausgefunden, dass von Usern gelöschte Bilder zwar von jenen Hauptseiten der Portale verschwinden, auf denen sie ursprünglich aufschienen und wo sie von den Nutzern vermutet werden. Diese gehen also davon aus, dass die Fotos nach dem Löschvorgang tatsächlich gelöscht sind. Allerdings lagern die meisten Netzwerke Daten wie Bilder oder Videos auf externe Server aus. Dort behalten einige Plattformen Kopien von eigentlich gelöschten Fotos.
Das Forscherteam hat 16 verschiedene soziale Netzwerke, Blogging-Seiten und Photo-Sharing-Dienste untersucht und bei Standardeinstellungen mit Testbildern ausgestattet. Nach dem Upload wurde die Bildadresse (URL) notiert, das Foto anschließend wieder gelöscht. Während nur drei Seiten den Löschvorgang sofort zur Gänze, also auf allen Servern, durchführten bzw. mehrere Anbieter einige Stunden bis Tage benötigten, um das Bild restlos zu entfernen, blieb es bei sechs der 16 Portale dauerhaft liegen. Zumindest nach über einem Monat waren eigentlich gelöschte Fotos auf Servern von Facebook, MySpace, hi5 oder auch Bebo weiterhin abrufbar. Dabei dürfte die Bildersammlung mittlerweile beträchtlich sein. Allein Facebook verwaltet über 40 Mrd. Abbildungen und speichert pro Tag rund 25 Mio. weitere. „Es ist unmöglich zu sagen, wie viele Backup-Kopien von Fotos existieren und wo sie sich befinden, nachdem sie hochgeladen wurden. In Folge kann ein User keine Gewissheit darüber haben, wo seine Fotos in Umlauf sind“, so das Forscherteam.
Die Missstände bei den Portalen sind jedoch nicht nur angesichts des unerfüllten Anspruchs der Privatsphäre bedenklich. Darüber hinaus verstoßen die Betreiber gegen die Datenschutzrichtlinie der EU aus dem Jahr 1995, betonen die Forscher. Diese untersagt die Aufbewahrung bzw. Speicherung von persönlichen Daten, anhand derer User identifiziert werden können, für einen längeren Zeitraum als notwendig, um den Zweck der Datenspeicherung zu erfüllen. Ihrem ursprünglichen Zweck, dem „Sharing“, können Fotos in Social Networks nach dem Löschen nicht mehr entsprechen. Gemäß der Richtlinie müssten daher alle Kopien der Bilder entfernt werden.
Quelle: pressetext.com