Deutschland bei Verknüpfung mit E-Commerce-Angeboten besser als USA
Was sich hinter dem Begriff Web 2.0 verbirgt, ist für viele Internetnutzer bereits Alltag. Und dass sich neue Geschäftsmöglichkeiten auftun, haben auch die meisten Unternehmen begriffen. Acht von zehn Unternehmen weltweit planen nach einer Umfrage der zum britischen Wochenmagazin Economist gehörenden Forschungseinrichtung Economist Intelligence Unit, mit Web 2.0 Anwendungen ihre Geschäfte anzukurbeln. Danach setzt jedes vierte Unternehmen bereits jetzt auf stärkere Kundenkontakte zur Produktverbesserung über das Web. 68 Prozent der befragten 406 Führungskräfte gaben an, dass Web 2.0 in den nächsten Jahren die größten Veränderungen im Dialog mit dem Kunden bewirken werde.
„Die Wirtschaft des Web 2.0 setzt auf die Beteiligung des Nutzers an ihren Wirtschaftskreisläufen. Der große Unterschied zur ersten Entwicklungsphase des Internets ist, dass für Nutzer das Netz inzwischen keine Einbahnstraße des Geldflusses mehr ist“, so die Buchautoren Holm Friebe und Sascha Lobo wirnennenesarbeit.de.
„In den ersten 15 Jahren seit Erfindung des Internets waren Informationssuche und E-Mail in Deutschland die Hauptanwendungen“, sagte Oliver Wolschon Senior Consultant von der Münchener Managementberatung Mücke Sturm Company GmbH beim Web 2.0 Expertenforum des Düsseldorfer Abrechnungsspezialisten acoreus. Bei der Diskussionsrunde ging man der Frage nach, wie das Web 2.0 bestehende Märkte verändert. Am Beispiel des Online-Videomarktes erläuterte Wolschon die Entwicklung der vergangenen Jahre. So war zu Beginn des Jahrzehnts aufgrund der mangelnden Breitbandversorgung an ein wirtschaftlich tragfähiges Angebot mit Videos kaum zu denken. Damals gab es auf dem deutschen Markt nur zwei Anbieter professioneller Videoinhalte.
„Die Zielsetzung damals war, die Nutzer an die neuen Angebote zu gewöhnen“, so Wolschon. Innerhalb weniger Jahre erlebten die Internetnutzer dann einen epochalen Wandel: Voice over IP, Webradio, Social Communities, Blogs und Videos gehören heute zum Alltag. „Das Web 2.0 konzentriert sich im Wesentlichen auf so genannte User generated Contents, also von Internetnutzern für andere erstellte Inhalte.“ Bei vielen Unternehmen führe dies mittlerweile zu einer Goldgräberstimmung. Als Herausforderung für die Online-Anbieter sieht Wolschon die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle für kostenpflichtige Pay-per-View- und Aboangebote sowie für Werbeseitenbanner und integrierte werbefinanzierte Spots im Umfeld von Videos. Gleichzeitig werden traditionelle Sender, die keine Werbeangebote haben oder planen, langfristig von Online-Videoangeboten in den Hintergrund gedrängt.
Wichtiges Kennzeichen der gesamten Web 2.0-Entwicklung ist, so die Ergebnisse des Expertenforums, die individuelle Nutzungsmöglichkeit: „Erfolgreiche Geschäftsmodelle im Web 2.0 können sich nur etablieren, wenn Nutzer individualisiert bedient werden“, sagte David Pfeifer, freier Autor und ehemals Chefredakteur des Medienmagazins Konrad. Angebote könnten teils über Werbemaßnahmen finanziert werden. Dies sei aber keine Gewähr für den Erfolg. „Der Garant für den Erfolg sind die hohen Nutzerzahlen und die hohe Nutzwertigkeit „, sagt Pfeiffer.
In den Entwicklungsphasen von Web 2.0-Unternehmen stellen sich für die Kundenprozesse große Herausforderungen für Kundenverwaltung, Leistungsabrechnung und Zahlungsabwicklung. Dabei setzen viele Unternehmen bereits auf Business Process Outsourcing (BPO). „Web 2.0 steigert nicht nur die Glaubwürdigkeit und die E-Commerce-Umsätze, sondern verändert den ungebrochen boomenden E-Commerce-Markt. Es gibt eine neue Generation von Online-Händlern“, sagte Dr. Christian Kühl, Mitglied des Vorstandes der acoreus AG und verantwortlich für den Vertrieb. Mit BPO schaffe man eine stabile Infrastruktur und fundiertes Prozess- und Branchenwissen sowie in der Praxis erprobte End-to-End-Prozesse. Auch dafür, dass aktuelle rechtliche Anforderungen erfüllt werden, bürge ein Diensteister. Mit einem BPO-Ansatz könne ein einzelnes Web 2.0-Unternehmen gleichzeitig verschiedene Geschäftsmodelle abwickeln, nämlich sowohl das eigene Angebot, das von Partnerunternehmen und letztlich auch Community-Trades, so Kühl.
Das Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. „Schon jetzt existieren Konzepte und Ideen, die weit über die eigentlichen Nutzungsmöglichkeiten von Web 2.0 hinausgehen. Die Zukunft liegt in der Vernetzung verschiedener technischer Systeme über das Medium Internet. Nicht nur Programme, sondern auch real existierende Systeme können in eine IT-Umgebung eingebunden werden – was ungeheure Synergieeffekte erzeugt“, prognostiziert Jörg Mokros, Geschäftsführer des Potsdamer Systemhauses Data Integration Services (DIS), im Gespräch mit pressetext. Deutsche Unternehmen müssten sich nach Meinung des E-Commerce-Experten Jochen Krisch excitingcommerce.de nicht vor den USA verstecken. „Bei der Verknüpfung von E-Commerce und Web 2.0 gibt in unserem Markt genügend Konzepte und Ideen, um international mitzuhalten“, resümiert Krisch. Beispiel Dealjaeger.de: Die Plattform bietet eine Art Preisvergleich. Verkäufer können günstige On- wie Offline-Angebote einstellen und unterbieten (pressetext.deutschland, Düsseldorf, 24.04.2007).