BITKOM – Datendienste retten deutsche Festnetztelefonie

Telekommunikationsmarkt wächst langsamer – Preisverfall hält an

Der deutsche Telekommunikationsmarkt wächst 2006 deutlich langsamer als bisher. Aufgrund des anhaltenden Preisverfalles vor allem im Mobilfunkbereich stieg das Umsatzwachstum nur um 0,5 Prozent auf 66,4 Mrd. Euro, im nächsten Jahr soll das Wachstum mit minus 0,2 Prozent rückläufig sein. Dies gab der Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) bei der Präsentation der aktuellen Zahlen zum deutschen Informationstechnik- und Telekommunikationsmarkt (ITK) bekannt. Während der Teilbereich Festnetztelefonie die größten Umsatzeinbußen im Telekommunikationssektor hinnehmen musste (minus 4,5 Prozent), entwickelten sich die Datendienste im Festnetz zum Wachstumsmotor. Mit einem Plus von acht Prozent soll der Umsatz dieses Jahr bei 11,6 Mrd. Euro liegen. „Das klassische Festnetz, wie wir es von früher kennen, existiert heute nicht mehr. Die Grenzen zwischen Mobil-, Festnetz und Datendienstleistungen verschwimmen immer mehr“, so Sal. Oppenheim-Analyst Marcus Sander im Gespräch mit pressetext.

„Rund ein Drittel aller privaten Haushalte in Deutschland haben derzeit einen schnellen Internetzugang. Aus unserer Sicht ist das immer noch viel zu wenig. Im internationalen Vergleich liegen wir abgeschlagen auf einem hinteren Platz“, so BITKOM-Präsident Willi Berchtold. Bis Ende des Jahres rechnet er mit 14 Mio. installierten Breitbandanschlüssen in ganz Deutschland. Ein schneller Internetzugang würde nicht nur die Verfügbarkeit von Diensten im Internet erleichtern, sondern als Grundlage für neue Geschäftsmodelle auch die digitale Wirtschaft ankurbeln. Positiv sei, dass Kabelnetzbetreiber ihre Technologien ständig verbessern und den Zugang auch in ländlichen Gebieten ausweiten.

Zwar könnte das Wachstum bei Datendiensten die Verluste im Festnetzbereich ausgleichen, die Festnetztelefonie entwickle sich jedoch deutlich negativ. Schuld ist nicht nur der verschärfte Wettbewerb, sondern auch Substitutionseffekte, die durch günstige Mobilfunktarife entstehen – diese sanken innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 13 Prozent. Kunden telefonieren demnach vermehrt über Mobiltelefone oder verwenden die günstigere Alternative Internettelefonie. „Wir gehen davon aus, dass der Festnetz-Anteil noch weiter zurückgehen wird, diese Entwicklung wird zumindest bei den großen Anbietern auch nicht durch DSL-Angebote aufgefangen werden können“, erläutert Sander. Kleinere Anbieter wie freenet würden dagegen durch diese Dienste Gewinne verbuchen können. Trotz der verringerten Gesprächsgebühren rechnen die BITKOM-Marktforscher 2006 im Mobilfunksektor mit einem Umsatzwachstum von zwei Prozent auf 24 Mrd. Euro. „Die Zahl der Mobilfunkanschlüsse hat zum ersten August die Marke von 82 Mio. geknackt. Damit ist dieser Markt aber noch nicht ausgereizt“, so Berchtold und spielt damit auf Länder wie Italien oder Großbritannien an, wo die Zahl der Anschlüsse jene der Einwohner bereits weit überschritten hat.

Der gesamte deutsche ITK-Markt wird in diesem Jahr den Umsatz um 2,5 Prozent auf 146,4 Mrd. Euro steigern können. 2007 soll das Wachstum nur noch bei 1,6 Prozent liegen und sich demnach bei 148,8 Mrd. Euro liegen. Der Teilmarkt Telekommunikation stellt 45,4 Prozent des Gesamtmarktes dar, größtes Segment bleibt die Informationstechnik mit 47,7 Prozent, deren Umsatz bis Ende des Jahres um 2,5 Prozent auf 70 Mrd. Euro wachsen soll. Seit diesem Jahr wird auch der digitale Consumer Electronics-Markt in der Statistik berücksichtigt. 2006 wird diesem ein anteiliges Marktvolumen von 6,9 Prozent zugeschrieben, das Umsatzwachstum soll bei zehn Mrd. Euro liegen (plus 17 Prozent), 2007 rechnet man mit einem Plus von fünf Prozent.

Berchtold fordert von politischer Seite eine Verringerung der Abgaben und Belastungen am ITK-Markt. Die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent, die Einführung der Rundfunkgebühren für Handys und PCs oder urheberrechtliche Abgaben bei Druckern und Computern würden die Entwicklung der Hightech-Branche behindern (pressetext.deutschland, Berlin, 06.09.2006).