Werbung schafft freien Zugang zu Online-Diensten

Medien suchen Weg zwischen Gratisangebot und Premiumservices

Immer mehr Medienunternehmen verdienen Geld über Onlinewerbung und bieten ihre Webservices gratis an. Online-Auftritte von Zeitungen und Fernsehsendern, die einst als kostenpflichtiges Modell gestartet waren, sind für die Nutzer inzwischen zumeist frei zugänglich. Gleichzeitig suchen die Medienhäuser aber auch verstärkt nach Zusatzeinnahmequellen über bezahlte Premiumdienste. Große Informationskonzerne wie CNN, The Economist und das Wall Street Journal haben die Zeichen der Zeit erkannt und Abstand von kostenpflichtigen Abo-Modellen genommen, wie der Guardian berichtet. Denn Print- und Onlineprodukte werden vollkommen unterschiedlich konsumiert und während das Bezahlen für eine Zeitung akzeptiert ist, erwartet ein Internetnutzer heute den freien und kostenlosen Zugang zu Informationen.
„Auf Welt Online wird auch Werbung geschalten, diese bildet natürlich eine wichtige Einnahmequelle. Für unsere Nutzer ist alles kostenlos. Wir bieten sogar die Nutzung unseres Archivs gratis an“, sagt Dirk Meyer-Bosse, Pressesprecher von Die Welt, im Gespräch mit pressetext. Im Gegensatz zu Medienhäusern wie beispielsweise dem Wall Street Journal, dass trotz erweitertem Gratisangebot auch gleichzeitig auf kostenpflichtige Services setzt, wird bei der Welt bislang noch alles frei zugänglich angeboten. „Momentan gibt es keine kostenpflichtigen Zusatzdienste. Eine Einführung ist zwar nicht ausgeschlossen, aber derzeit gibt es dafür keine konkreten Pläne“, so Meyer-Bosse.

Laut einer Umfrage des Consulting-Unternehmens Accenture sind immer mehr Medienbosse davon überzeugt, dass frei zugängliche Webseiten, die sich über Werbung finanzieren, das aussichtsreichste Modell der Zukunft sind. Im vergangenen Jahr gaben 38 Prozent der befragten Medienmacher an, dass werbefinanzierte Seiten die beste Einnahmequelle seien. In diesem Jahr waren bereits rund 50 Prozent dieser Ansicht. Rein kostenpflichtige Webseiten sind also offenbar überholt und werden kaum noch verfolgt. Auch der Internetdienstleister AOL hat im vergangenen Jahr seine Strategie neu ausgerichtet, sich vom bezahlten Zugangsgeschäft verabschiedet und setzt nun stattdessen auf kostenpflichtige Contentangebote.

Während ein komplett kostenpflichtiges Angebot für kaum jemanden noch infrage kommt, versuchen die Medienunternehmen sich möglichst zu ihrem Vorteil zwischen Gratisservices und Premiumdiensten zu bewegen. Wall Street Journal & Co versuchen ihre Nutzerzahlen mittels frei zugänglichen Webseiten zu erhöhen, zu binden und im besten Fall von ihren Bezahl-Diensten zu überzeugen. „Wir beschäftigen uns jetzt mehr damit, wie der Gratiscontent am besten angeboten werden kann, haben aber gleichzeitig relevante, kostenpflichtige Zusatzdienste im Auge bzw. wie wir diese an die Nutzer bringen können“, sagt Daniel Bernhard, General Manager von wsj.com (pressetext.deutschland, New York, 27.07.2007).