Online-Handel abhängig von standardisierten Bezahlverfahren

Traditionelle Systeme geraten in Bedrängnis

Die Entwicklung von Bezahlsystemen ist ein Dauerthema beim Online-Shopping – sowohl für Käufer als auch für Händler. 37,7 Prozent der deutschen Internet-Nutzer halten sich nach einer Studie von EuPD Research aufgrund nicht passender Bezahlverfahren mit dem Online-Kauf noch zurück. Deshalb schreiben knapp 57 Prozent der Händler dem Bezahlverfahren einen wesentlichen Einfluss auf den Geschäftserfolg zu. Noch wird zu wenig für die Entwicklung von kundenfreundlichen Bezahlsystemen getan, so die Kritik von Branchenexperten. Im Internet dominiere daher die unbequeme Zahlung per Vorkasse: 88 Prozent der Händler haben diese Form der Bezahlung im Portfolio – obwohl 44,6 Prozent der Kunden sie als zu unsicher ansehen und auch die Händler sie als nicht kundenfreundlich einstufen. Setzen sich einheitliche Standards durch, könnte das per E-Payment abgewickelte Transaktionsvolumen in Deutschland nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton in den nächsten Jahren auf 40 Milliarden Euro ansteigen. Welche Anbieter das Rennen machen, hängt von Sicherheit, Preis und Schnelligkeit ab.

Bezahlsysteme wie Kreditkarten oder Lastschriftverfahren, über die Nutzer noch über 90 Prozent des privaten Transaktionsvolumens abwickeln, werden mittelfristig durch neue Anbieter in Bedrängnis gebracht. Sollten die etablierten Finanzdienstleister keine strategischen Gegenmaßnahmen ergreifen, beziffert die Booz Allen-Untersuchung die Substitutionseffekte bis ins Jahr 2008 auf rund zehn Prozent, langfristig auf bis zu 30 Prozent. „Zeitkritische Transaktionen müssen heute von Abrechnungsprofis durch Online-Systeme, zum Beispiel zur Prepaid-Kontoführung, abgewickelt werden. Ob GSM/UMTS, DSL, VoIP oder Content-Mehrwertdienste, wichtig ist eine konvergente Abrechnung und eine effiziente, zeitnahe Bezahlung der Dienstleistung“, so Omar Khorshed, Vorstandschef des Düsseldorfer Unternehmens acoreus AG, im Gespräch mit pressetext.

Man müsse als Dienstleister flexible, Bezahlformen ermöglichen: „Auch den Wechsel des Bezahlverfahrens muss man jederzeit ohne Zeitverzögerung ermöglichen. Innerhalb eines Angebotes sollten einzelne Bereiche flexibel (event- und zeitbasiert) und individuell abrechenbar sein, da das Zahlverhalten sich im Kundenlebenszyklus und je nach Produkt verändert. Eine Staffelung der möglichen Bezahlwege anhand nahezu beliebiger Kriterien sowie Aggregation von Einzelzahlungen gehören zu wichtigen Faktoren, die eine Etablierung von E-Payment unterstützen“, sagt Billing-Experte Khorshed.

Ob die neuen Online-Bezahlsysteme auf breite Akzeptanz bei Händlern und Anwendern stoßen, hänge nach Einschätzung von Booz Allen vor allem vom Preisniveau neuer Angebote ab. Sollten wichtige Internet-Händler wie Amazon oder Tchibo für den Wechsel in ein neues System gewonnen werden, seien signifikante Nachlässe bei den Transaktionskosten notwendig. Bei der Nutzergewinnung haben die Booz Allen-Experten unter anderem die schnelle Abwicklung der Transaktionen sowie die einfache, intuitive und kundenzentrierte Nutzung als erfolgskritische Faktoren identifiziert. Vorteilhaft sind außerdem händlerübergreifende Angebote oder das Abrufen des Bestellstatus über nur eine einzige Plattform. Darüber hinaus sollten sich auch Kleinstbeträge bequem, effizient und sicher mit dem Dienst abwickeln lassen. „Ob Kunden langfristig zum Wechsel von klassischen Bezahlungssystemen zu den E-Payment-Services motiviert werden können, steht und fällt mit der Gewährleistung von hohen Sicherheitsstandards“, so Booz Allen-Geschäftsführer Johannes Bussmann (pressetext.deutschland, München/Düsseldorf, 10.08.2006).